Bericht Langbahnschweizermeisterschaften (SMLB) Uster vom 6. Bis 11. April 2021
Die diesjährigen Schweizer-Langbahn Meisterschaften fanden in Uster statt. Wie für jede Meisterschaft musste man im Vorfeld Limitezeiten erfüllen. Die Schwimmerinnen und Schwimmer, welche sich für Uster qualifiziert hatten, waren Linn Grob, Jaël Jost, Tamara Näf, Lucyna Wasowicz, Richard Georgiev und Micha Grob. Weil sich Péter Kopacsi knapp nicht qualifiziert hatte, meldeten wir ihn dennoch über 100 Delfin an. Wie es aber in diesem Jahr schon bei diversen anderen Wettkämpfen und Meisterschaften der Fall war, behielt sich die Delegation von Swiss Swimming das Recht vor, Athletinnen und Athleten abzuweisen.
So kam es, dass ungefähr eine Woche vor den Meisterschaften ein Mail von Swiss Swimming hereinflatterte. Die Mitteilung: die Einzelrennen von Jaël, Tamara und Péter wurden komplett abgewiesen. Die Kriterien für die Abweisung sind leider nicht gänzlich transparent kommuniziert worden, aus Erfahrung wird es aber eine Limitation der Anzahl Schwimmer pro Abschnitt, gepaart mit Qualifikations-Möglichkeit im Jahrgangshöhepunkt gewesen sein.
Zudem wurde Micha Covid positiv getestet und trotz aller Bemühungen der ganzen Familie Grob den Ältesten und sich selbst so gut wie möglich abzuschotten, hatte das Virus zum Schluss eher die Grobs im Griff als umgekehrt. An dieser Stelle allen Betroffenen, also auch Familie Vogel und alle die schon betroffen waren: Gute Besserung und auf eine baldige komplette Genesung von der Krankheit.
Diese sichtliche Enttäuschung der abgewiesenen Schwimmer wollten wir mit einer Staffel belohnen, sodass wir zu den Ausfällen der Covid-erkrankten und abgewiesenen noch Fiona Maissen und Joaquin Schulz aufboten, um die 4x 100 Freistil Staffeln zu komplettieren, dazu aber weiter unten mehr.
Anders als sonst bei Meisterschaften begann diese bereits am Dienstag mit einer obligatorischen Mannschaftsführersitzung. Im Anschluss war das Bad für das Einschwimmen für die am Folgetag zu beginnenden SMLB frei. In diverse Abschnitte eingeteilt durfte der STL, leider erst durch Richard repräsentiert, sich an die Wasserverhältnisse und die Abläufe, welche für jeden Wettkampf wieder leicht anders sind, gewöhnen. Mit dem 1500 Freistil Rennen stand dem 15jährigen die Paradedisziplin bevor, bei der er sich grosse Hoffnungen machte, sich für die diesjährigen Multinations qualifizieren zu können.
Richard gelang es über seine Meldezeit sich im schnellsten Lauf zu platzieren, was einen Start im Finale am Abend bedeutete. Da unsere Schwimmer meist abends (oder sehr, sehr früh morgens) trainieren, gewöhnt sich der Körper daran, wann er hohe Leistung zu vollbringen hat. Das ist auch ein Grund dafür, dass die Vorläufe am Morgen oder Mittag meist nicht so schnell sind, wie die im Finale erzielten Zeiten. Optimale Bedingungen also, um eine neue Bestmarke zu erreichen.
Beim Start des 1500m Rennens ist Richard nervös wie noch nie. Das Adrenalin pumpt, aber er ist fokussiert, weiss wie wichtig diese Strecke für ihn sein wird. Anders als noch beim Limitenwettkampf in Sursee geht er das Rennen zu Beginn entspannter an, schwimmt also nicht los wie eine Rakete. Das Rennen ist lang und kein Sprint. Nach der Hälfte wendet er in neuer Bestmarke von 8:58.52. Sehr gut. Jetzt die Pace, also die Frequenz und Zuglänge beibehalten. Ausatmen! Wie Axel brüllen würde. Zu Hause an den Bildschirmen ist Richard längst aus dem Bild. Das Rennen wird von anderen entschieden.
Es gewinnt Paul Niederberger, vor Christian Schreiber, welche beide unter der 16 Minuten Marke bleiben. Dritter wird Gian-Luca Gartmann. Und wo ist Richard? Hat er es geschafft, sein Renntempo beizubehalten? Auf dem guten 7. Schlussrang schlägt er in einer neuen Bestzeit von 17:05.16 an und verbessert so seinen eigene Jahrgangsbestzeit um genau 2 Sekunden. Damit qualifiziert er sich endgültig für die Multinations. Bravo Richard und schon jetzt viel Glück am Wochenende vom 1./2. Mai in Österreich.
Am nächsten Tag liefert Richard ebenso gut ab. Er verbessert seine gerade erst geschwommene Bestzeit über 800m, die er beim 1500er als Durchgangszeit geschwommen ist, auf 8:54.47 und landet wiederum auf dem 7. Platz. Danach ist auch für ihn Schluss. Der Langstreckenspezialist ist ausgepowert und es gelingt ihm weder über die 400m Freistil, noch über 200m Rücken an die Leistung der zuvor geschwommenen Distanzen anzuknüpfen. Beginnt er die 200m Rücken zunächst noch verheissungsvoll, so fehlt auf den 2. 100 Meter aber der Biss, das Feuer und nicht zuletzt die Ausdauer, um eine neue Bestzeit zu erschwimmen. Dafür konnte er aber in der Staffel zuvor noch brillieren.
Die Staffelrennen, sowie die ganzen Abschnitte der Damen und Herren waren zeitlich getrennt. Jeden Tag begannen die Meisterschaften zunächst mit den Damen Vorläufen, gefolgt von den Vorläufen der Herren, einer anschliessenden Mittagsruhe, welche von Schwimmern genutzt werden durfte, die es nicht in einen Final geschafft hatten. Am Nachmittag dann in alter «ladies first» Manier, begannen zuerst die Finalläufe der Damen und zum Schluss die Finale der Herren. Es wurden Marathon Tage und die Trainer waren von Tag zu Tag erschöpfter und die mussten noch nicht mal schwimmen!!!
Unsere Damenstaffel reiste zusammen mit Familie Maissen an und stiess zu Lucyna dazu, welche am Morgen bereits ihr erstes Einzelrennen absolviert hatte. In 0:28.25 verbesserte sie ihre 50m Freistil deutlich, blieb aber unter ihrer Erwartung, wollte sie doch das erste Mal unter 28 Sekunden bleiben. Ihre Leistung wurde mit dem 18. Platz belohnt. Sie sollte auch die Startschwimmerin werden und nach dem im Einschwimmen noch die letzten Ablösungen und Starts trainiert und angeschaut worden waren, fühlten sich die Ladies auch bereit für ihr Staffelrennen.
Die Zeit der Startschwimmerin ist in jeder Staffel gleichzeitig eine offizielle Zeit, da sich, ausser dass im Fall von Lucyna 3 Schwimmerinnen im Ziel auf sie warten, nichts zu einem einzelrennen unterscheidet. Ok, es springt gleich jemand über dich hinweg und du darfst nicht direkt ausschwimmen, sondern feuerst deine Kameradinnen natürlich an! Lucyna gelingt ein super Start und schlägt mit 1:01.46 an. Neue Bestzeit! Über 1,5 Sekunden besser als bisher. Sie wird abgelöst von Fiona Maissen. Sie wiederum von Tamara Näf und den Abschluss mach Jaël Jost. Alle 3 schwimmen eine Zeit von 1:03 und so bleiben sie unter einem Schnitt von 1:03. Die Endzeit von 4:11.59 reicht für den 14. Platz. Bravo Mädels!
Bei den Herren startet Péter Kopaci, damit er eben von dieser Starterzeit profitieren kann und weil er leider seine 100 Delfin nicht schwimmen durfte. In einer Zeit von 0:57.32 schlägt Péter an und schwimmt zum ersten Mal unter 58 Sekunden und das nicht knapp! Dennoch war er leicht betrübt, peilte er sicher eine Zeit unter 57 an. Als 2. sprang Richard ins Wasser und erzielt die schnellste Zeit der Jungs: 0:55.92. Joaquin löst als 2. Ab und bleibt auch gut unter einer Minute. Mit 58.7 bleibt er aber eine halbe Sekunde über seiner Einzel-Bestleistung und ist sichtlich enttäuscht. Auch der Schlussschwimmer, Marcel Näf, bleibt deutlich unter seiner Bestmarke. Verschuldet das ganze klar an den schlechten Trainingsbedingungen, welche er als über 16-jähriger über eine lange Zeit vor den Meisterschaften hatte. Mit der Endzeit von 3:54.42 landen sie auf dem 16. Platz.
Das letzte Rennen für Lucyna am Sonntag sind nochmals die 100m Freistil, welche sie zuvor in der Staffel sensationell bewältigt hatte. Diesmal, im Gegensatz zu der Staffel, muss sie aber am Morgen an den Start. Sicherlich auch deshalb vermag sie nicht ganz an das Staffelresultat anknüpfen und schlägt mit 1:02.04 an. Bereits die 1. 50m sind etwas langsamer. Ging sie in der Staffel mit 0:29.19 zur Halbzeit rum, waren es diesmal 0:29.44. Auch die 2. 50m in der Staffel noch 0:32.27, vermag sie nur noch mit 0:32.60 zurück zu schwimmen. Einziges «Trostpflaster», selbst mit ihrer neuen Bestmarke von der Staffel, wäre sie nicht ins Final gekommen, welches mit dem 16. Platz und 1:00.35 zwar noch über einer Minute liegt, mit über einer Sekunde aber doch noch etwas weg von ihrer Bestmarke liegt.
Alles in allem eine erfolgreiche Meisterschaft für den STL. Es trüben etwas die abgewiesenen Starts, aber die Entwicklung geht in die richtige Richtung. Wir freuen uns auf mehr!
Offizielle Statements und den Bericht von Desplanches auf Sportpanorame findet ihr hier:
https://www.swiss-aquatics.ch/leistungssport/swimming/medien/
Fotos und Videos der Rennen sind angehängt. Viel Spass beim Anschauen.