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Bericht VM Nachwuchs Finale in Lausanne

Letztes Wochenende fand in Lausanne das schweizerische Vereinsmannschafts-Nachwuchs Finale statt. Der STL hatte sich mit Nino Grob, Eric Köhler, Péter Kopacsi, Joaquin Schulz und Gian Germann, in Liestal für das Finale empfohlen und qualifizierten sich mit dem 13. Platz für das Wochenende. Die Mädchen Mannschaftschaffte es an der Quali auf den 20. Platz. Da es nur die besten 18 Jugendmannschaften in den Final schaffen, kamen die Mädchen knapp nicht ins Final. Vielleicht klappt es nächstes Jahr, dass wir uns sowohl mit den Mädchen als auch mit den Jungs mit den besten Klubs der Schweiz messen können.

Bereits am Vortag waren alle nach Lausanne gereist, bis auf Eric, welcher über Nackenschmerzen klagte und es bevorzugte, daheim zu Übernachten. Er stiess dann am Wettkampftag zum Team. Fränzi Grob und Sascha fuhren am Samstagnachmittag in die Romandie und hatten auf der Strasse zwar nicht viel Verkehr, dafür umso mehr Abwechslung was das Wetter anbelangte. Von Schnee zu Regen, bis Sonnenschein war alles dabei.

Das Hotel Fassbind - Swiss Wine machte einen tollen Eindruck, leider direkt an einer Kreuzung gelegen, sodass die ganze Nacht Verkehr zu hören war. Dafür war es knappe 3 Gehminuten vom Schwimmbad «Mon Repos» entfernt, wo sich am Folgetag die jeweils besten Nachwuchsmannschaften der Mädchen und Jungs messen würden. Den SchwimmerInnen wurde ein Zeitfenster von 18:00-19:30 gegeben, um sich bereits mit dem Wettkampfbecken anzufreunden, Starthilfen zu testen, Starts und Sprints durchzuführen. Es zeichnete sich am Vorabend noch nichts davon ab, was dazu hinweisen würde, dass wir uns unmittelbar vor einem unglaublichen Desaster-Wettkampf befanden. Doch alles zu seiner Zeit.

Plus Minus um 06:20 holten uns unsere individuellen Wecker aus dem Schlaf, denn Sascha hatte um 06:45 zum Frühstück bestellt. Die Kids sollten bis zu ihrem ersten Rennen das Essen verdaut haben, um top Leistungen erbringen zu können. Nach dem leckeren Frühstück konnten sich die Kids nochmal etwas hinlegen, der Coach musste bereits zu Bad, um die Aufstellung, welche mit den Schwimmern am Vorabend nochmals leicht geändert wurde, zu melden.

Am Vorabend waren wir bereits von der gut Organisierten Eingangskontrolle überrascht worden. Vor allem Joaquin, welchen sie ohne Ausweis nicht passieren liessen. Wiederum gut, dass unser Hotel so nahe am Bad war. Auch unsere «Fans» (Fränzi, Claudia und Sven Köhler, sowie Tamas Kopacsi) durften nach Ausweis- und Zertifikats-Prüfung passieren und den Wettkampf ungewohnt hautnah miterleben.

Es ist auch schon beinahe komisch, wenn man beim Einschwimmen keine zugeteilten bahnen bekommt, so kam wirklich eine fast pre-Covid-Wettkampfstimmung auf. Die Teams hatten alle ihren zugewiesenen Bereich in der Halle. Einschwimmen wie immer überfüllt ausser ganz am Anfang und kurz vor Schluss. Mannschaftsführersitzung, Richtersitzung, alles passt. Ah, Moment, fast wie vor Covid, wären da nicht die gesichtsverhüllenden Covid-Maulkörbe, welche man zu jeder Zeit tragen musste, ausser vor und nach dem Start, respektive Einschwimmen.

09:15 Einschwimmen beendet, Einlauf der Richter, die Schweizer Hymne ertönt.

09:30 Wettkampfbeginn.

09:35 immer noch kein Wettkampfbeginn. Startlisten? Keine Vorhanden. Irgendwann geht es doch mit dem Wettkampf los. Listen wird es im Verlauf des Wettkampfes wenigstens im Morgenabschnitt irgendwann geben. Die Schwimmer müssen sich bei den Richtern/Startordner melden und nachfragen, in welchem Lauf und auf welcher Bahn sie schwimmen. Gefühlt jede halbe Stunde müssen Schwimmer erstellen, also nach bereits langem Pfiff für das Startsignal wieder zurück und sich mental auf eine Wartetortur einstellen. Leider einer Schweizermeisterschaft unwürdig, was die Schwimmer erleben und die Coaches sind sich einig, so kann das nicht weiter gehen. So ein Wettkampf ist keine Visitenkarte für den Schwimmsport.

Am Mittag gibt es eine Ausserordentliche Mannschaftsführersitzung. Ich bin nicht dabei. Nachdem der 1. Teil über eine Stunde länger gedauert hatte und wir noch Mittagessen mussten, war ich nicht im Bad wie andere Vereine, welche an der Sitzung dabei waren und mir später erläuterten, dass das OK sich in aller Form entschuldige für die Ausfälle, Probleme und fehlenden Startlisten. Zuversichtlich Blicken wir in den Nachmittag. Leider gibt es keine Verbesserung, Startlisten fehlen, Anzeigetafel und Zeiten stimmen nicht, Splash me wird nicht aktualisiert und die Coaches aller Vereine sind sich einig: so etwas darf nie wieder vorkommen! Swiss Swimming, der Veranstalter, wer auch immer für diesen Wettkampf verantwortlich war wird von den Coaches ein Feedback erhalten mit diversen möglichst konstruktiven Inputs.

Schade für ein Finale. Die SchwimmerInnen bleiben dennoch fokussiert und kriegen von dem Wirbeln der Coaches nur bedingt etwas mit. Sie müssen andere Aufgaben lösen und liefern, auch wenn ich keine Startliste habe, nicht weiss wann es weitergeht und so weiter und so fort. Diverse Schwimmer, welche im Bad gegessen haben, müssen sich am Nachmittag übergeben. Bei den älteren Coaches - oder wie bei mir:  ehemaligen Schwimmern - kommen gedanklich Norovirus Geschichten hoch, welche man vor Jahren ebenfalls in Lausanne miterleben musste.

Nichtsdestotrotz, wir sind an einem Finale!

Unsere Mannschaft die gleiche wie in Liestal zur Quali, nur mit teils anderer Rennbesetzung.

Joaquin macht den Start für das STL, er schwimmt 200 Lagen (neue PB), 400 Lagen (Horror-Krimi, mit Disqualifikation, nachdem er die Schwimmbrille voll Wasser hat und bereits bei der 15m-Fehlstartwende denkt, dass es sich um die Fähnchen bei 20m handelt), 200 Freistil (knapp keine PB) und 100 Lagen (Top PB, mit über 3 Sekunden schneller als zuvor). Seine Vorbereitung für den Wettkampf war nicht top, da er krankheitsbedingt und wegen der Schule einige Trainings nicht besuchen konnte.

Als 2. steigt Eric für den STL ins Wettkampfgeschehen ein. Über 400 Freistil (super Start, vielleicht im Nachhinein etwas zu gut, weil es auf der 2. Rennstrecke etwas an Stehvermögen fehlt, schwimmt aber knapp an seine PB heran), 200 Delfin (auch hier ähnlich wie beim 400er, die 2. Teilstrecke etwas eingegangen, aber auch knapp über PB geblieben) und 200 Lagen (Egalisierung der PB) sein können. Die Nackenbeschwerden sind optisch und anhand seiner Schwimmtechnik nicht zu erkennen, werden aber mit ein Grund gewesen sein, dass er nicht aus sich hinauswachsen konnte, dafür solide abgeliefert.

Gian, der im Vorfeld wegen Krankheit abwesend war und am Wettkampftag immer noch leicht erkältet, lieferte über 100 Rücken ( knapp über PB, an der KBSM erstmals unter der Minute geschwommen, blieb hier knapp drüber) und 200 Rücken (knapp über PB) eine solide Leistung. Als bekannter Anti-Brustschwimmer lieferte er an der VM sein 200 Brust Debut. Seine Endzeit von 2:46 lässt sich allemal sehen.

(Leider sieht die Richterin bei der ersten Wende nicht beide Hände an der Wand, sodass auch er disqualifiziert wird. Selbst ernanntes Ziel: Linn Grobs 200m Brust Zeit zu unterbieten. Bonne Chance an dieser Stelle J )

Mit 100 Lagen (1 Sekunde PB) steigt Péter in den Wettkampf ein. Es folgen 100 Freistil (knapp über der PB geblieben, aber gute Inputs für’s Mentale mitnehmen können), 100 Delfin (solide unter der Minute, aber zu wenig Biss/Aggressivität und Mobilisierung des inneren Schweinehunds auf der 2. Rennhälfte, um unter 59 Sekunden zu schwimmen) die 50 Freistil (neuer Klubrekord, neue PB und Zitat «geilstes Rennen»). Seine Leistung etwas durchzogen, aber mit klarer Analyse der Rennen und dem Willen, an den Defiziten zu arbeiten.

Last but absolutely not least: Nino Grob. Er beginnt dieses Finale mit 100 Brust (0.5 Sekunden PB) und hat neben diesem Rennen nur noch ein Rennen, aber auch eine Mission:

Jahrgangsrekord-Jagd auf die 1500m Freistil! Sehr fokussiert hatte er im Vorfeld immer wieder seine Trainer im Training mit dem Satz genervt: «Chömmer 1500er-Pace schwimme?»! «Selbstverständlich Nino!», war stets die Antwort der Coaches, die natürlich wussten, dass das sehr wichtig ist für sein Vorhaben. Jeder der nur ansatzweise etwas mit Psychologie oder Kinderpsychologie am Hut hat weiss aber, dass intrinsische Motivation, also die, welche von einem selbst ausgeht, immer Zielführender ist, als wenn man jemanden zu etwas «drängen» oder sogar etwas «aufdrängen» muss.

Nino hatte im Vorfeld alles richtig gemacht. Diese Pace (Rennschnitt in diesem Falle) für den 1500er hatte ihn sowohl im Einschwimmen am Vortag, als auch am Wettkampftag interessiert und er konnte sich auf sein gutes Gefühl und die innere Uhr verlassen. Mit 18 Minuten und 20 Sekunden war er an den Regionalen Meisterschaften in Biel noch 12 Sekunden über dem Jahrgangsrekord von 18:08 von Cla Remund aus dem Jahr 2010 geblieben. https://www.swimrankings.net/index.php?page=recordDetail&recordListId=50018&gender=1&course=SCM&agegroup=12012

Abermals und genau wieder vor dem 1500m Freistil Rennen von Nino gab es einen Unterbruch. Technische Störung. Nino liess sich nicht beirren. 2-3 Minuten hampelte er vor dem «Böckli» herum, schwang seine Arme, blieb in Bewegung. Dann die Durchsage: «Es kann weiter gehen» (halt auf französisch). Take your mark, PIIIEP, auf geht’s Nino…

Bei seinen 18:20 hatte er nach 400m einen leichten Pace-Abfall, nicht so dieses Mal. Nach 400 Metern wendet er mit 4:45. Der Fahrplan stimmt, aber das Rennen wird nicht nach 400m entschieden. Zwischen 1:11 und 1:12 bleiben seine 100er Zeiten, bis 600m. Dann die ersten 13er Zeiten. Alle anwesenden STL-er stehen am Becken, feuern ihn an, zeigen ihm, dass er mit der Pace, der Frequenz etwas hoch muss. Rechts und links neben Nino 2 Schwimmer, die in etwa gleich schnell schwimmen, aber – zu seinem Vorteil – etwas schneller.

Er bleibt dran, wendet nach 800m in 9:36, das macht 4:51 für die 2. 400m. Top! Die 3. 400m in erneuten 4:51. Nino-Maschino, wenn er das so weiterzieht, schafft er’s! Er bleibt weiterhin unter 1:13 Schnitt, wir sind bei 1300m, noch eine 12er Zeit, Eric rechnet aus: «Er könnte jetzt 40 Sekunden schwimmen, auf den letzten 50m, dann schafft er es immer noch»! Genau, er schafft das, und wie!!! Nino hat nicht vor die letzten 50m in 40 Sekunden zu schwimmen. Er haut die letzten 50m in 33 Sekunden weg, schlägt an, knapp über 18 Minuten in 18:01 und holt sich den Jahrgangs Rekord! WOW! Sichtlich zufrieden und mit der Beckerfaust zeigt er an: «Ich hab ihn, den Rekord!» Fantastisch Nino, ein Top Rennen von A bis Z und alle Teamkollegen gratulieren ihm!

Organisation hin oder her, es war ein erfolgreicher Tag für den STL. Mit dem 13. Platz ins Finale gekommen, können sich die Jungs auf den 12. Schlussrang verbessern. Die PB’s sind schön, der Jahrgangsrekord Geschichte und viele Inputs und Erfahrungen werden die Jungs mitnehmen und aus ihnen noch bessere Schwimmer machen. Ich bin stolz auf eine super Teamleistung und auf eine Top Unterstützung der Jungs untereinander! Weiter so!

Bleistift Sascha Silva

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